Gerhard Neuhold, der Mann, der mit seinem Fotoapparat gewissermaßen Tag und Nacht die Obere Lobau durchstreift, beobachtet seit 2016 in der Nähe des Josefstegs einen Familienverband von auffälligen Mäusen, die nicht nur für die Lobau, sondern für ganz Wien eine Besonderheit darstellen.
Es sind Brandmäuse.
Sie sind in Ausbreitung begriffen, gelten bei uns aber nach wie vor als Rarität.
Denn für Österreich wurde die Art erstmals im Oktober 1996 in der Steiermark bei Bad Radkersburg nachgewiesen. Danach im Burgenland am Neusiedlersee im Jänner 2003 und schließlich in Niederösterreich am mittleren Kamp im Mai 2008. Wann genau sich die Brandmäuse in Wien niedergelassen haben, ist uns nicht bekannt.
Die Tiere mit dem auffälligen schwarzen Rückenstrich sind jedenfalls derzeit dabei, ihren Lebensraum in Richtung Westen auszudehnen. Ihr riesiges Verbreitungsareal reicht bis ins ferne Asien.
Brandmäuse bevorzugen feuchte Standorte. Geschlossene Waldflächen werden gemieden. Den Winter verbringen sie gut gedeckt in der Vegetation von Ufer- und Verlandungsflächen. Im Frühjahr halten sie sich auch in Getreidefeldern auf.
Ohne den langen Schwanz miteinzurechnen, werden die Tiere gerade einmal elf Zentimeter groß.
Sie sind tagaktiv, ernähren sich von Samen und Früchten, von Insekten und deren Larven, Schnecken und Würmern.
Fotos: Gerhard Neuhold
Quellen:
- Spitzenberger, Friederike (1997): Erstnachweis der Brandmaus (Apodemus agrarius) für Österreich. In: Zeitschrift für Säugetierkunde. 62: 250–252
- Lauermann, Hansjörg; Perne, Leopold; Steiner, Hans-Martin (2011): Erstnachweis der Brandmaus (Apodemus agrarius, Muridae, Mammalia) für Niederösterreich. In: Wissenschaftliche Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesmuseum, 22, 373-382
- N. N (2007): Neu hier oder endlich wieder da? Von Heimkehrern, Einwanderern und eingeschleppten Arten. In: Geschnatter – Österreichs sechsundfünfzigste Nationalparkzeitung Nr. 2 / Juli 2007